Hi,
Mittlerweile habe ich meine Betta channoides über ein Jahr und einige Generationen bei mir rumschwimmen. Die ersten Tiere sind erwachsen und haben ebenfalls schon die ersten Jungen ausgetragen. Nun möchte ich mal meine Erfahrungen mit diesen hübschen Betta teilen.
Angefangen habe ich eigentlich vor einigen Jahren (wie die Zeit vergeht) mit einem Pärchen Betta albimarginata und fand die unheimlich schwer nachzuziehen. Das Paar ist irgendwann verstorben und nur ein einziges Junges ist durchgekommen.
Jetzt bin ich der Meinung, dass auch diese Kampffische, so wie Betta channoides durchaus auch für Anfänger in der Wildbettahaltung in Frage kommen. Wo mein Fehler damals lag, kann ich nur vermuten.
Futter und Wasserwerte kann ich ausschliessen, da ich in diese Richtung alles ausprobiert habe. Ich vermute, dass es einfach daran lag, dass nur ein Pärchen vorhanden war. Ein zweites Männchen hätte hier vielleicht mehr bewirkt. Ist aber nur eine Vermutung meinerseits.
Nun gut, bestellt hatte ich mir von einer Züchterin 2 männliche und 1 weiblichen Betta channoides, hatte aber 2 Pärchen geschickt bekommen. Diese Geschlechtsverteilung war nun nicht perfekt, aber für mich auch nicht weiter schlimm, da ich die Männchen sowieso nach der Paarung umsetzen wollte, damit ich die ersten Jungen gezielt aufziehen kann. Die ersten Verpaarungen fanden auch gleich 2 Tage später statt.
Die Paarung:
Die Paarung geht immer vom Weibchen aus. Sie startet das Ganze. Dazu färbt sie sich von ihrer unscheinbaren gräulichen Färbung, zu schwarz-weiss gestreift und bekommt dunkelrote Flossen. Die Fische umschlingen sich kurz und fallen in eine Starre, bei der die eier entweder auf einem der Tiere oder auf dem Boden landen und dort dann von BEIDEN Fischen eingesammelt werden. Die Paarung selber kann einige Stunden dauern. Zum Schluss übergibt das Weibchen die Eier, die sie gesammelt hat, dem Männchen, was ebenfalls noch einige Zeit in Anspruch nimmt.
Das Brüten:
Das Männchen brütet die Eier im Maul aus, was zwischen 10 und 24 Tagen dauern kann. Realistisch dürften wohl 14-20 Tage sein, wobei das bei meinen Männchen immer zwischen 15 und 17 Tagen dauerte. Die ersten 8 Tage sind die kritischen Tage. In dieser Zeit kann es immer wieder vorkommen, dass Männchen die eier schlucken. Danach ist mir das noch nie passiert und mir auch nicht bekannt, dass es irgendwo mal geschehen ist.
In dieser Zeit, in der das Männchen die Eier ausbrütet, frisst es nichts. Aus diesem Grund sollte es nach dem Entlassen der Jungen einige Tage wieder aufgepeppelt werden. Das kann vor allem dann zu einem Problem werden, wenn mehr Weibchen, wie Männchen vorhanden sind. Denn die Weibchen sind in diesen gut 2 Wochen wieder bereit für eine Paarung. Bei 2 Männchen kann sie sich mit dem zweiten paaren, wodurch das erste Männchen entlastet wird.
Wieviel Junge entlassen werden ist sehr, sehr unterschiedlich. Ich selber hatte bei den ersten Würfen 17-20 Junge. Bei späteren Würfen um die 13-15 Stück. Einige Leute berichten aber auch von 1-2 Tieren, die entlassen wurden oder aber auch um die 30-40 Junge.
Die Aufzucht:
Nachdem die Jungen entlassen werden, sind sie gut 5mm gross. Eltern vergreifen sich nicht an die Jungen. Zumindest konnte ich das bei mir nicht beobachten. Ältere Geschwister dagegen, fressen die kleineren.
Die Jungen können vom ersten Tag an Artemianauplien fressen, was eine Aufzucht sehr vereinfacht. Um die Jungen gezielt füttern zu können, setze ich das Männchen nach ca. 12 Tagen in ein Aufzuchtnetz (nicht diese Plastikdinger) und decke dieses mit etwas lichtundurchlässigen ab. Zusätzlich pack ich noch 1-2 Eichenblätter mit rein, unter denen sich das Männchen verstecken kann. Sobald die Jungen entlassen wurden, wird das Männchen entfernt. Die Jungen setze ich dann in einen kleinen Plastikbehälter (z.B. Rocherbox) und lass diese auf der Wasseroberfläche treiben. Durch das Licht und das Aquariumwasser ist das Wasser in diesem Plastikbehälter warm genug. Hier kann man die Jungen gezielt füttern.
Zuerst kipp ich ein paar Artemia durch ein Artemiasieb und spüle diese dann ordentlich aus. Danach kommen sie in ein wenig Frischwasser. Dort zieh ich sie dann mit einer Spritze auf und gib sie vorsichtig in das Plastikgefäss. Wasserwechsel mach ich in diesem Gefäss täglich 100%. Ich arbeite da mit 2 Gefässen. Sobald die Jungen im 2. Gefäss sind, wird das erste komplett saubergemacht.
Nach einer Woche sind die Jungen soweit, dass sie gezielt jagen können und sie wandern in ein Aufzuchtbecken. Ich persönlich halte nicht viel von diesen Cleanbecken und habe sehr gute Erfahrung gemacht mit voll eingerichteten Aquarien mit einer starken Bepflanzung und einem Hamburgermattenfilter. Dort finden die Jungen viel Nahrung, so dass ich nicht 5-6 mal täglich füttern muss. Ich beobachte die kleinen und sobald sie keinen runden Bauch mehr haben, gibt es Artemianauplien. So reicht es meisst 2-3 mal am Tag zu füttern.
Nach 6 Wochen sind die Kleinen etwas grösser als 1cm (ca. 1,5cm) und können wieder zu den Grossen gesetzt werden. Ich würde allerdings weiter mit Artemianauplien füttern, da die Jungen sich bei den Grossen nicht durchsetzen können. Artemianauplien werden von den Grossen nicht genommen. Cyclops gehen ebenfalls, da hier auch nur die wirklich grossen Tiere von den grossen Betta gefressen werden.
Die Geschlechter lassen sich relativ gut unterscheiden. Mittendrin kann man schon die ersten Rotfärbungen erkennen. Ich schätze, ab der 10. Woche lässt sich das mit Sicherheit sagen.
Zum Schluss mölchte ich sagen, Betta channoides war bisher die friedlichste Bettaart, die ich gehalten habe. Selbst bei den ganzen Imponierkämpfen hatte bisher kein einziger Betta auch nur einen Riss in der Flosse. Selbst Betta albimarginata war da rabiater. Die Nachzucht glückt bei mir mit folgenden Wasserwerten:
Ph 7, Kh 6, Gh 7 und Wassertemperatur 23°C. Raten würde ich persönlich aber zu mindestens 24-25°C, da es anscheinend bei einigen Leuten keine Vermehrung mehr unter 24°C gibt.
Auch beim Futter gibt es bei meinen Tieren keine Probleme mehr. An Lebendfutter fressen sie alles: rote, schwarze, weisse Mückenlarven, Wasserflöhe, Cyclops, Artemia, Echytraen und Tubifex. Beim Frostfutter sind sie allerdings wählerisch. Rote Mückenlarven, Artemia und kleingeschnittene Krills werden sehr gerne genommen. Schwarze Mückenlarven und Wasserflöhe eher ungern, aber nach einem Tag hungern, wird auch das genommen. Probleme hatte ich da vor allem mit weissen Mückenlarven. Die sind dann im Müll gelandet, da sie da wirklich nur sehr, sehr ungern drangegangen sind.
Ca. 4 Tage alte B. channoides Junge
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Hier nach ca. 4 Wochen. So lange waren sie allerdings nicht in diesem kleinen Plastikbehälter. Dort hab ich sie nur für die Fotos reingepackt, als sie vom Aufzuchtbecken ins grosse Becken gewandert sind.
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Diesen kleinen habe ich die Tage beim Füttern entdeckt. Ich schätze, dass dieses Kerlchen (oder die Dame, das kann ich noch nicht sehen) ca. 6-7 Wochen alt ist.
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Hier mal eine B. channoides Dame mit unscheinbarer grauer Färbung.
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Und hier eine Dame, die Paarungswillig ist.
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Gruss
Sascha