Hallo werte Forengemeinde!
Ich möchte doch gerne einmal eine Lanze für Killifische brechen:
Killifische stehen ja in dem Ruf, nur etwas für Spezialisten zu sein. Sie gelten als "schwierig" in der Haltung, Ernährung und Vermehrung - ganz zu unrecht. Ich kann sie nur empfehlen für jeden, der ein klitzekleines Aquarium mit kleinen, kunterbunten Fischen haben möchte, das obendrein noch wenig Arbeit macht. Ich werde im Anschluß noch einige Arten vorstellen, die im gut sortierten Fachhandel eigentlich regelmäßig zu bekommen sind.
Zuerst etwas Grundsätzliches:
Alle Killifische sind recht extreme Anpassungsformen an sehr trockene Gegenden. Daher unterscheidet man zwischen "anuellen", "semi-anuellen" und "nicht anuellen" Arten. Anuelle Arten leben in Gewässern, die nur saisonal vorhanden sind (Regenzeit) und während der trockenen Jahreszeit austrocknen. Sie leben oft nur wenige Monate, innerhalb derer sie aus den im Boden vergrabenen Eiern schlüpfen, aufwachsen und sich vermehren müssen. Deshalb heißen sie auch "Saison-Fische". Semi-anuelle Arten leben in Gewässern, die nur alle paar Jahre austrocken können, und nicht-anuelle Arten in ständig gefüllten Gewässern. Anuelle Arten vergraben ihren Laich im Bodengrund, alle anderen sind sogenannte Haftlaicher, d.h. sie heften ihre Eier an Wasserpflanzen.
Killifische sind überwiegend Oberflächenfische, weshalb es bei der Haltung mehr auf die Grundflächengröße als auf das Fassungsvermögen in Litern ankommt. Bei den vorgestellten Arten ist Lebendfutter nicht erforderlich, obwohl sie sich darüber natürlich sehr freuen. Killifische sind Lauerjäger, die trotz ihrer teilweise hechtförmigen Gestalt kei allzugroßes Bewegungsbedürfnis haben - natürlich gibt es hier Ausnahmen. Da die Fische untereinander recht aggressiv sein können, besonders die Männchen, sollte man nur wenige davon halten, zusammen mit einem leichten Weibchenüberschuß.
Da Killifische in der Natur auch in allerkleinsten Gewässer leben, reichen hier auch kleine Aquariengrößen. Ich selbst habe schon Killis in der Natur gesehen, die in vollgeregneten Reifenspuren schwammen bei Wassertiefen von nur wenigen Zentimetern. Allerdings gilt auch hier: Größer ist oft besser! Und die Becken sollten teilweise stark verkrautet sein, damit ich einzelne Fische gut vor ihren Artgenossen verstecken können. Besonders die Weibchen werden von den ewig sexbesessenen Männchen hartnäckig verfolgt.
Alle im Weiteren von mir empfohlenen Arten sind nicht-anuell, bzw. sie sind Haftlaicher, und ich habe sie, wenn nicht anders erwähnt, selbst gehalten. Wenn nicht anders erwähnt, sind alle gut für Becken von 20 bis 30 Litern geeignet. Ich werde nur die "laleinischen" Namen verwenden, denn die sind allgemeingültiger:
Aphyosemion australe (Kap Lopez)
Anhang 77812
Dieser kleine, lebhafte Fisch ist recht friedlich, Rangeleien enden ohne Verletzungen und sind ungefährlich. Es git zwei Farbvarianten: "Normal" und "Gold". Die Gold-Variante ist nicht aus Züchtung hervorgegangen, sondern eine Mutation, die dann aber bewußt weitergezüchtet wurden. Maximal sollte eine Gruppe von 3 Männchen und 4 Weibchen gehalten werden.
Aphyosemin bivittatum
Anhang 77813
Dieser prächtige Fisch lebt eher heimlich und versteckt. Oft sieht man ihn bewegungslos an der Scheibe stehen - und dann ist er blitzartig verschwunden. Er ist nicht ganz so friedlich, man sollte 1 Männchen zusammen mit 3-4 Weibchen halten.
Aphyosemion striatum
Anhang 77814
Hier gilt das schon für den Aphyosemion australe beschriebene. Der Fisch kann recht heimlich sein, um sich dann wieder ganz furchtlos sehen zu lassen.
Epiplatys annulatus (Zwergringelhechtling)
Anhang 77815
Dieser Winzling ist sehr auffällig gefärbt und recht friedlich. Schon in einem 15-Liter-Becken kann eine kleine Gruppe von 1 Männchen und 3-4 Weibchen gehalten werden, im 30-Liter-Becken kann man sogar 2 Männchen halten, sofern das Aquarium gut verkrautet ist.
Epiplatys dageti (Querbandhechtling)
Diesen etwas größeren Verwandten des Epiplatys annulatus habe ich ihn noch nicht gehalten und kann somit weder mit Foto noch mit eigenen Erfahrungen dienen. Ich erwähne ihn hier nur, weil auch er regelmäßig im guten Fachhandel angeboten wird.
Aplochjeilus lineatus (Streifenhechtling)
Anhang 77816
Dieser recht große Killifisch, der bis zu 12 cm lang werden kann, braucht ein größeres Becken, Ich halte ihn (1 Männchen, 2 Weibchen) in einem 80-cm-Becken zusammen mit Bodenfischen (Schmerlen). er ist problemlos zu füttern und nimmt jede Art Trockenfutter an. Ich halte ihn problemlos in reinem Leitungswasser (°dH=21, pH=7,2). Er hat auch schon Nachwuchs bekommen.
Haltung:
Ich halte außer dem Streifenhechtling alle Arten in Artenaquarien. Ich vermische das Leitungswasser 1:1 mit Osmosewasser oder destilliertem Wasser. In meinen 30-Liter-Backen entnehme ich wöchentlich 10 Liter und fülle mit 5 Litern destilliertem Wasser und 5 Litern Leitungswasser nach. Möchte ich die Fische zum Laichen anregen, fülle ich 10 Liter destilliertes Wasser nach, das reicht im Allgemeinen.
Die Becken sollten stark verkrautete Bereichre enthalten, in denen sich die Fische verstecken können. Schwimmpflanzen sind sehr zu empfehlen, allerdings reicht schwimmende Hornkraut auch aus. Dieses wird gerne zum Ablaichen benutzt.
Gefüttert werden alle Arten mit "roten" Mini-Pellets, Jungfische füttere ich nicht gesondert. Öfters aber füttere ich mit feingeschnittenen Frostfutter (Artemia, Rote Mückenlarven).
Die Lebensdauer von Killifischen ist nicht besonders hoch. Da man beigekauften Fischen nie weiß, wie alt sie sind, sollte man sich nicht wundern, wenn sie nach etwa 1-2 Jahren sterben. Killifische sind meist nicht allzu langlebig, was bei ihrer spezifischen Anpassung (siehe oben) auch nicht verwundert.
Vermehrung:
Prinzipiell werden bei Killifischen im Aquarium zwei Arten von Vermehrung unterschieden:
Bei der intensiven Zucht werden die Eier dem Aquarium entnommen und gesondert "erbrütet", oft nach längerer Trockenlagerung. Die Art habe ich noch nie probiert. Bei der extensiven Zucht dagegen beläßt man die Eier im Becken und tut gar nichts. Mir ist diese Art der Zucht schon bei Aphyosemion australe, Aphyosemion bivittatum (hier sind allerdings nur Weibchen hochgekommen) und Aplocheilus lineatus gelungen. Mit Epiplaiys annulatus hatte ich wenig Glück, und Aphyosemion striatum habe ich noch nicht lange genug. Die "extensive Zucht" ist nicht sehr ergiebig. Im Allgemeinen wird der "natürliche Abgang" in etwa ausgeglichen.
Ich hoffe, daß diese kurze Einführung verständlich ist und daß sie Lust auf die Haltung dieser meist kunterbunten Fischlein gemacht hat. Und natürlich können jederzeit Fragen gestellt werden.