Hallo Birgit,
Ich mache mal einen neuen Thread auf.
Ich will mal kurz versuchen, wie das mit der Behandlung von Fischen im allgemeinen und der Salzbehandlung zu verstehen ist. In Kürze heißt, daß man da eigentlich direkt ein weiteres Buch drüber schreiben könnte, wo mir leider die Zeit zu fehlt.
Ich möchte alle Mods hier darum bitten, zukünftig, Links z.B. ins Zierfischforum auf dortige Fachthreads zuzulassen, das hat den Grund, daß andere und ich wenig Lust haben, alles noch und noch mal zu schreiben.
Vorab, Deinem Corydoras paleatus war nicht mehr zu helfen, vermutlich sogar war ihm nie zu helfen egal womit. Das tut weh, das zu hören, da ich selber Panzerwelse (Ca. Palestus, sterbai, trilineatus, aeneus, haraldschultzi und eine Art aus der ambiacus Verwandtschaft) halte, pflege und züchte und diese Tiere liebe, weiß ich, wie sehr das einem an die Nieren gehen kann, wenn man hilflos daneben sitzen muß, wenn ein Tier leidet oder sogar stirbt.
So, man hat ein Symptom, erst mal heisst es dann, das Sympton einzugrenzen und einer Krankheit zuzuordnen. Das ist oft das Hauptproblem. Dazu gibt es beispielsweise bei Untergasser recht gute Diagnosetabellen.
Manche Erkrankungen wie Pünktchenkrankheit sind recht gut und leicht diagnostizierbar und sie lassen sich gut behandeln. Aber schon andere Hautparasiten wie Chilodonella oder Oodinium machen schon erheblich mehr Probleme.
Dann haben wir Pilzerkrankungen, die sich ebenfalls meist gut behandeln lassen.
Ich versuche mal eine kurze Tabelle:
1. Sichtbare, auf der Haut liegende Trübungen, Pünktchen, Knötchen oder weißlicher Belag.
Meistens handelt es sich um Ciliaten (Wimperntierchen), darunter eben auch Ichthyo als Erreger der Pünktchenkrankheit.
Behandlung: Alle Erreger reagieren auf Malachitgrünoxalat, erhältlich in medikamenten wie sera costapur. Behandlungsdauer grundsätzlich 10 Tage.
Alternative Behandlungen bei Außenparasiten wäre die Salzbehandlung, von der es mehrere Varianten gibt.
Salz ins Becken: Man fängt mit einer Dosis von 1 g Salz / l Wasser an und erhöht diese Stück für Stück auf maximal 3 g / l. Achtung. Bei höheren Dosierungen kommt es zu Pflanzenwuchsschäden.
Einfache Hauttrüber sind sehr leicht und gut damit behandelbar. Die Behandlung kann je nach Schwere des Befalls aber durchaus einige Wochen dauern.
Salzbad separat. Man nimmt den Fisch, setzt ihn in einem 10 l mit Aquarium-Wasser und gibt etwa 10 g Salz / l hinzu. Behandlungsdauer maximal 15 Minuten, bei kleineren Fischen weniger. Wiederholung der Behandlung bis zu maximal dreimal täglich.
Schockbäder: Bei schwerstem Befall kann man die Salzdosis bis zu 30 g /l erhöhen. Achtung. Viele Tiere reagieren mit Kiemenverletzungen / verätzungen darauf. Behandlungsdauer: Maximal 15 Minuten. Sobald die Tiere anfangen "umzufallen", raus mit ihnen aus dem Eimer. Nur anzuwenden bei schwersten Befällen, wenn alles andere versagt.
Welches Salz man verwendet, ist meist egal. Gut bewährt haben sich einfachstes Kochsalz, auch jodiertes Salz, auch wenn man immer anderes liest, oder fast noch besser, Meersalz.
2. Alternative: temperaturbehandlung. Diese kann bei den meisten tropischen Süßwasserfischen durchaus auf 33° angehoben werden für 14 Tage. Fast alle Hautparasiten stellen bei den hohen Temp. Die Entwicklung ein und sterben ab. Die Dauer von 14 Tagen ist zwingend.
3. Alternative: Oxidierende Medikamente wie Antimaladin N, Ektozon oder einfach Wasserstoffperoxid in 3 %iger Lösung. Diese "ätzen" die Schleimhaut ebenfalls an und führen zum Abwurf dieser inkl. Parasiten. Behandlungserfolg sehr wechselhaft, mal greift er al greift er nicht.
Diese Maßnahmen greifen nur bei äußerlichen Hautparasiten, bedingt bei bakteriellen Flosseninfektionen. Bei Pilzerkrankungen je nach Pilzart ist vor allem mit Salzbehandlung gut zu arbeiten mit guten Erfolgen. Unterstützend können Medikament mit Acriflavin und Methylenblau eingesetzt werden bei Pilzerkrankungen.
2. Innere Erkrankungen.
Hier sieht die Sache schnell ganz böse aus. Darunter fällt auch Dein Cory.
Symptome: Meist blutunterlaufene Stellen, äußerlich gut sichtbar. Es handelt sich dabei um Gewebsblutungen, also schlicht geplatzten Blutgefäßen. Erreger sind in weit mehr als 90 % der Fälle Bakterien aus der Aeromonas und Pseudomonas Verwandtschaft. Fischtuberkulose ist die bekannteste Krankheit. In Endstadien brechen diese Stellen oftmals auf und es ergeben sich blutige Krater und Geschwüre. Diese Fische sind absolut verloren und sofort zu töten, weil sie massiv das ganze Becken mit den Erreger regelrecht überschwemmen.
Maßnahmen: heutzutage kaum noch möglich. Die Erreger sind mittlerweile so gut wie gegen alle Antibiotika resistent. Offene Geschwüre bei größeren Fischen kann man mit Kaliumpermanganatlösung abtupfen, Mercuchrom geht auch. Achtung, das sind für die Fische sehr schmerzhafte Prozeduren, sie leiden richtig darunter. Sind die Fische aber sonst in einer guten Kondition, haben sie trotz des Bakterienbefalls oft eine gute Chance zu überleben und selbst mit der Erkrankung alt zu werden.
Behandlungen mit Antibiotika sind meist schwierig, vor allem in der Dosierung, da wir über den Abbau der Stoffe wenig wissen und die Bakterienpopulationen unterschiedlich schnell reagieren. In aller regel schädigt man mit Mitteln wie Sera bactopur direct oder JBL aquafuran die Mikrobiologie des Beckens stark, das kann bis zum Filterausfall, d.h. kompletter Zusammenbruch der Filterbakterien, gehen. Ein Neueinfahren des Beckens mit allen Risiken des Nitritpeaks ist zu erwarten.
In der Folge geht es um Beckenhygiene, um das Risiko einer Ausbreitung eines Bakteriums zu verringern, also die Keimdichte im Wasser zu drücken.
Einfachste Maßnahme ist immer Wasserwechsel, je mehr desto besser.
UVC Brenner können unterstützend wirken. Ich habe damit schon recht gute Erfolge erzielen können.
So, die weiteren Erkrankungen wie Lymphcystis, Ichthyophonus und k.o. spare ich mir, sie sind in der Masse eher selten und erfordern andere speziellere Maßnahmen.
In der Zusammenfassung:
1. Wasserhygiene, wie Rainer schon schrieb, viel Wasserwechsel für eine Verringerung der Keimdichte. Man kann auch schnellwachsende Stengelpflanzen wie Limnophila sessiliflora einsetzen, die wirken in einer mir bisher unbekannten Form antibakteriell, aber sie tuns, ich kann es mittlerweile reproduzieren.
Behandelbar damit sind Pilzerkrankungen, bakterielle Flossenfäule (wenn nicht in Endstadien mit halb zerfaulten Flossen), nicht behandelbar damit ist Ichthyo.
2. Bei stärkeren bakteriellen Infektion kann ein UV Brenner Einsatz finden, der wirkkt dem Wasserwechsel sehr unterstützend.
3. Malchitgrünmedikamente wie costapur wirken gegen Ichthyo sehr gut. Alternativ hier kann man mit Temp. Bis 33°C arbeiten. Es gibt noch die Beckenaustauschbehandlung, d.h. die Tiere alle 12 Stunden in keimfreie Becken umsetzen, die ist aber recht aufwendig. Salzbehandlung kann bei schwachem Befall wirken.
3. Methylenblaubehandlung oder Acriflvain bei Pilzerkrankungen. Alternativ auch hier Salzbehandlung.
4. Salzbehandlung bei bakteriellen Flossenfäule und leichten Pilzerkrankungen wie zuvor beschrieben.
5. Behandlungen mit Kupfersulfat-Medikamenten wie in Esha 2000 sind oft sehr wirkungsvoll, aber tragen hohe Nebenwirkungsrisiken mit sich. Letztlich setzt man darauf, daß ein Fisch weniger anfällig auf das Kupfer reagiert als der Parasit. Das ist so wie den teufel mit dem Belzebub austreiben. Wenn Einsatz solcher Medis, dann in separaten Behältern, nicht im Aquarium. Gleichzeitig kann man im Aquarium auch arbeiten, z.B., durch nahezu 100 % Wasserwechsel, dann aber mit temperiertem Wasser und kräftig den Boden absaugen.
Mit diesen Maßnahmen bekommt man mehr als 90 % aller Fischkrankheiten gut in den Griff.
Echte bakterielle Infektionen wie Fischtuberkulose sind heute nicht mehr behandelbar, auch die Bauchwassersucht ist so ein Fall, zumal es sich dabei nicht um einen Krankheitserreger, sondern um ein Symptom handelt, Erreger sind Viren, Bakterien und schlechte Hälterungsbedingungen.