Hallo zusammen,
nach Jahren des gelegentlichen stillen Mitlesens in diversen Aquarien-Foren habe ich mich hier (und parallel bei Aquaristik-Live) angemeldet, um nun selbst einmal aktiv Rat einzuholen. Mit meinem Latein bin ich nämlich ziemlich am Ende, was kränkelnde Kampffische anbelangt. Vielleicht ist hier ja der ein oder andere erfahrene Betta-Halter/-Züchter anwesend, der mir aufgrund seiner Erfahrung sagen kann, was bei mir im Becken verkehrt läuft. Achtung: Viel Text! Aber so habt Ihr (hoffentlich) alle erforderlichen Informationen, um die Lage richtig einzuschätzen, und müsst mir nicht alle Einzelheit nacheinander aus der Nase ziehen.
Ganz kurz zu mir und meinem Aquarium:
Ich befasse mich nun schon seit weit über zwanzig Jahren nebenbei mit der Aquaristik und Terraristik, allerdings ohne das Hobby bis ins Extreme zu pflegen. Ich mag einfach diese kleinen Welten im Glas, schätze ihre dekorative Wirkung und beobachte gerne das Verhalten der Tiere. An einer gezielten Nachzucht habe ich mich dabei nie versucht. Zwar konnte ich durchaus Erfahrung mit verschiedenen Arten von Aquarien sammeln, allerdings habe ich mich dabei immer auf gängige Konzepte beschränkt und stets die Finger von Tieren gelassen, die sehr spezielle Haltungsbedingungen erfordern oder allgemein als schwierig gelten.
Mein aktuelles Becken betreibe ich nun auch schon wieder seit fast acht Jahren, wobei ich den Umzug vor eineinhalb Jahren zum Anlass genommen habe, einen vollständigen Reset durchzuführen und mit einem neuen Konzept zu starten. Es handelt sich um einen 35-Liter-Nanocube, in dem ich zunächst ausschließlich Perlhuhnbärblinge und Zwerggarnelen zusammen gehalten habe. Nach all den Jahren, war ich mir eigentlich sicher, das richtige Händchen für ein so kleines Becken mit entsprechend empfindlichem Gleichgewicht zu haben. Das hat soweit auch wunderbar funktioniert. Irgendwann hatte ich dann Lust auf etwas Neues und habe daher an Altersschwäche verstorbene Bärblinge nicht mehr nachbesetzt, bis schließlich keine Fische mehr da waren. Sonderlich alt werden die Burschen ja leider nicht. Der Großteil der sich stetig vermehrenden Garnelen ist dann auch zu einer Bekannten umgezogen. Da es nicht wirklich viele Tiere gibt, die sich in Nano-Cubes vernünftig über längere Zeit halten lassen, bin ich auf den Siamesischen Kampffisch gekommen.
Beschreibung des Problems:
Das Aquarium wurde zunächst neu eingerichtet und dann erst einmal über Wochen in aller Ruhe eingefahren. Es folgte ein kleines Grüppchen der ursprünglich schon dort beheimateten Zwerggarnelen, das als Putztruppe fungieren sollte. Zwei Zebrarennschecken kamen noch dazu, um initialen Algenwuchs gleich etwas einzudämmen. Das erste Kampffischmännchen (Betta splendens „Crowntail“) kam dann fast ein halbes Jahr später dazu. Es war ein augenscheinlich gesundes Tier, etwas kleiner als der Durchschnitt, lebhaft und auch keine Qualzucht. Der Fisch wurde langsam und in aller Ruhe eingewöhnt. Mit den Garnelen und Schnecken gab es keinerlei Schwierigkeiten. Die haben ihn überhaupt nicht interessiert. Gefüttert habe ich ihn abwechselnd mit Weißen Mückenlarven (lebend), Roten Mückenlarven (Frostfutter) und diversen anderen Larven (hauptsächlich Mücken), die ich gelegentlich aus der Regentonne fischen konnte.
Das ging etwa fünf Monate lang gut, dann fiel mir auf, dass der Fisch anfing allmählich „Federn zu lassen“. Erst war mir das gar nicht so recht aufgefallen, weil ich ihn ja beinahe jeden Tag vor Augen hatte. Sein Verhalten war völlig normal. Nur die Flossen fransten allmählich weiter aus (beim Crowntail nicht unbedingt gleich sichtbar) und wurden dann doch merklich kürzer. Nach ca. zwei Wochen war es definitiv nicht mehr zu übersehen: Flossenfäule! Der Fisch hat weiter gefressen, war aber schon etwas ruhiger als vorher. Ich habe ihn dann für eine Woche isoliert und nach Standard-Empfehlung mit eSHa 2000 auf eine bakterielle Infektion behandelt. Wieder zurück im Aquarium konnte ich kein Fortschreiten der Flossenfäule mehr beobachten. Allerdings bekam der Fisch dann zusehends Probleme mit dem Gleichgewicht, kippte immer wieder zur Seite. Der Jagdtrieb ging deutlich zurück und ich musste ihm das Futter schließlich mit der Pinzette servieren. Das ging nochmal ca. zwei Wochen so. Dann habe ich die Behandlung wiederholt, diesmal allerdings mit einer höheren Dosierung und über eine volle Woche (aber schon nach Beipackzettel). Mein Verdacht war, dass der bakterielle Flossenbefall äußerlich zwar gestoppt worden war, das Tier aber eventuell weiter unter einer systemischen Infektion litt. Leider hat die Behandlung nicht geholfen. Zuletzt hat der Fisch nicht mehr gefressen und konnte kaum mehr gerade im Wasser stehen. Kurz nach Ende der zweiten Kur ist er dann gestorben. Vielleicht war der Stress durch das mehrmalige Umsetzen auch zu groß. Im Aquarium selbst wollte ich jedenfalls wegen der Wirbellosen kein eSHA 2000 einsetzen.
Nach einigen Woche Pause und ergebnisloser Ursachenforschung (den übrigen Tieren ging es weiter prächtig), wollte ich dann einen zweiten Versuch wagen und habe einen neuen Betta besorgt. Wieder ein Männchen, allerdings eine andere Zuchtform diesmal. Auch dieses Tier habe ich vor dem Kauf sehr genau beobachtet und konnte nichts Negatives feststellen. Nach erfolgreicher Eingewöhnung war auch dieser Fisch sehr lebhaft, hat gut Futter angenommen und sich mit den anderen Tieren im Becken hervorragend vertragen. Allerdings fiel mir kurz nach dem Kauf schon ein weißes Pünktchen am Kopf auf. Daraus wurden schnell mehr. Also habe ich das komplette Becken mit eSHa EXIT auf Ichthyophthirius behandelt. Innerhalb kurzer Zeit war das Problem dann auch erledigt und kam nicht wieder. Das Medikament habe ich nach abgeschlossener Behandlung über Aktivkohle wieder aus dem Wasser gefiltert.
Dem Fisch ging es dann etwa vier Wochen lang gut, abgesehen davon, dass er es irgendwie geschafft hat, sich die Schwanzflosse einzureißen. Es folgte zum Glück keine Infektion der Verletzung und die Flosse regeneriert erkennbar. Allerdings fiel mir dann auf, dass der Fisch einen immer dickeren Bauch bekam. Ich füttere eigentlich sehr sparsam und auch nicht täglich. Sollte der Fisch den Mund doch einmal zu voll bekommen haben, führt das zu einem ähnlichen Erscheinungsbild, allerdings ist der Bauch spätestens am nächsten Tag wieder normal. Dieser dicke Bauch bleibt aber und wird sogar immer praller. Selbst nach einer Woche komplett ohne Futter konnte ich keine Verschlankung feststellen. Der Fisch frisst aber weiter, wenn er Mückenlarven angeboten bekommt. Leider konnte ich zunächst nicht feststellen, ob die Verdauung richtig funktioniert. Die Schnecken und Garnelen haben einen derart aktiven Stoffwechsel, dass ich nicht sicher erkennen kann, ob die sichtbaren Hinterlassenschaften im Becken von ihnen oder von Fisch stammen. Zudem legen die Zebrarennschnecken fleißig Eier ab, so dass ich mir auch in der Fütterungspause nicht sicher war, ob der Kampffisch eventuell davon gefressen hat. Entsprechende Berichte gibt es jedenfalls im Netz. Ich musste ihn also erst für zwei Tagen ohne Futter isolieren, um überhaupt feststellen zu können, was Sache ist. Nun, er hat in dieser Zeit definitiv nicht gekotet und schlanker geworden ist er auch nicht. Wieder zurück im Aquarium stelle ich allerdings fest, dass er sich nun doch weniger bewegt als vorher. Ansonsten zeigt er sein gewohntes Verhalten. Futter nimmt er weiter an. Der Bauch sieht allerdings schlimm aus und ich fürchte, das nimmt kein gutes Ende.
Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, was das ausgelöst haben könnte. Bauchwassersucht? Da passen die weiteren Begleitumstände nicht so ganz ins Bild, zumal diese Diagnose auch nicht wirklich die Ursache des Problems benennt. Verstopfung? Klingt erst einmal wahrscheinlich. Aber woher denn so plötzlich? Die Ernährung hat sich ja nicht geändert. Ein Tumor? Dafür sieht mir der aufgeblähte Bauch dann doch zu regelmäßig aus. Wenn man ein bisschen im Internet sucht, findet man eine ganze Menge ähnlicher Berichte über Bettas und auch andere Fische mit vergleichbarer Symptomatik. Die entsprechenden Beiträge enden meist entweder damit, dass sich die dicken Bäuche spontan von selbst zurückbilden oder dass die Tiere sterben, ohne dass jemand den genauen Grund dafür kennt. Das ist nicht sehr zufriedenstellend…
An die Profis unter Euch: Kennt Ihr dieses Phänomen? Habt Ihr irgendeinen Verdacht, was der Auslöser sein könnte? Vielleicht kann mir auch jemand einen Tipp geben, was ich grundsätzlich falsch mache bei der Betta-Haltung.
In der Vergangenheit hatte ich selten Probleme mit kranken Fischen. Dass jetzt gleich zwei Fische hintereinander derart massive Beschwerden entwickeln, kurz nachdem ich sie in Pflege genommen habe, gefällt mir überhaupt nicht. Ich möchte es jedenfalls nicht auf einen dritten Versuch ankommen lassen, bevor ich nicht wenigstens eine mögliche Ursache dafür benennen kann.
Hier noch zwei Fotos von meinem aktuellen Kampffisch.
Einmal kerngesund: https://drive.google.com/file/d/1RkE...ew?usp=sharing
Und einmal so, wie er jetzt gerade aussieht: https://drive.google.com/file/d/1Rb7...ew?usp=sharing
Außerdem ein paar Eckdaten zu meinem Aquarium (die Wasserwerte werden regelmäßig überprüft und sind stabil):
Becken: Eheim aquaStyle Nano 35 Liter
Filter: EHEIM aquaCorner 60 mit Schaumstoff-Filterpatrone und Bio-Filtermedium
Heizstab: AQUAEL EASYHEATER 25W, eingestellt auf 27 °C (tatsächliche Wassertemperatur)
Beleuchtung: EHEIM powerLED daylight (7 Watt/6500 Kelvin/3100 Lux/1200 Lumen), 10 Stunden pro Tag aktiv
Bodengrund: Mischung aus dunklem Quarzkies (2-4 mm) und dunklem Garnelenkies (0,7-1,2 mm), kein Depot-Dünger oder Vergleichbares
Deko: Mopani-Wurzel, 1-2 Erlenzapfen (gelegentlicher Austausch)
Bepflanzung: Aegagropila linnaei, Echinodorus bleheri, Taxiphyllum barbieri, Anubias nana, Mayaca fluviatilis (macht den Großteil der pflanzlichen Biomasse aus)
Besatz: 1 x Betta splendens, 2 x Neritina natalensis, ca. 5 x Neocradinia davidi
Wasseraufbereitung: JBL Biotopol, JBL pH-Minus
Wasserwechsel: normalerweise alle 7 Tage (zuletzt verkürzt auf alle 3 Tage, um mögliche Keimbelastung zu reduzieren)
Düngung: Aqua Rebell - Makro Basic – NPK (normalerweise 9,25 ml alle 7 Tage, jetzt angepasst auf 3 Tage) sowie Aqua Rebell - Mikro Basic – Eisen (normalerweise 1,5 ml alle 7 Tage, jetzt entsprechend angepasst)
Wasserwerte zu Beginn des Düngeintervalls sowie nach Wasserwechsel: pH 7,5 | KH [*dKH] 8 | NO2-[mg/l] <0,01 | NO3-[mg/l] 7,5 | NH4+ [mg/l] <0,05 | PO43- [mg/l] <0,05 | K [mg/l] >15 | Fe [mg/l] 0,08
Wasserwerte am Ende des Düngeintervalls sowie vor Wasserwechsel: pH 7,5 | KH [*dKH] 8 | NO2-[mg/l] <0,01 | NO3-[mg/l] 3,5 | NH4+ [mg/l] <0,05 | PO43- [mg/l] <0,05 | K [mg/l] >15 | Fe [mg/l] <0,05