So, und wenn Axel das darf, dann darf ich das erst recht.
Die Gemeinde Kitzen liegt südwestlich von Leipzig inmitten der Leipziger Tieflandsbucht im Freistaat Sachsen. Unsere westliche Gemeindegrenze ist zugleich die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. In südlicher Richtung werden wir von einem schon gefluteten Tagebaurestloch begrenzt und östlich von Kitzen erstreckt sich der Zwenkauer Tagebau. Bedingt durch die geographische Lage ermöglicht dies hauptsächlich eine landwirtschaftlichen Nutzung.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1073. So feierte die Gemeinde 1998 das 925 jährige Jubiläum.
Kitzen umfasst 11 Ortsteile (Eisdorf, Hohenlohe, Großschkorlopp, Kleinschkorlopp, Löben, Peißen, Scheidens Seegel, Sittel, Thesau und Werben) mit einer Fläche von 3.740 ha und ca. 2.200 Einwohnern.
Die Ursprünge
Die erste Besiedlung des Gebietes erfolgte in der jüngeren Steinzeit (bis etwa 3000 v.Chr.). In dieser Zeit siedelten hier die germanischen Stämme Hermunduren und Sueben. Ab dem 6. Jahrhundert wurden sie von den Sorben verdrängt, die bis ins 9./10. Jahrhundert die Region bevölkerten.
Im 9. begann die langsame Verdrängung durch die Franken. Die Saale bildete die Grenze zwischen den Franken (westlich) und den Sorben (östlich). Dabei galt der Begriff Sorben vermutlich als Sammelbegriff für verschiedene slawische Stämme.
In der Folgezeit wurden die Sorben durch einwandernde Franken, Thüringer, Bayern und Flamen verdrängt und bis zum Ende das 13. Jahrhunderts war die deutsche Besiedlung des Gebietes vollendet.
Die Zeit des Feudalismus
Im Jahre 1277 verkaufte Markgraf Dietrich von Landsberg den Gerichtsstuhl Eisdorf an Bischof Friedrich I. von Merseburg. Dazu gehörten u.a. Kitzen, Scheidens, Zitschen und Eythra. Bis 1815 blieb Kitzen und Umgebung im Bistum Merseburg.
Die erste urkundliche Erwähnung Kitzens gab es im Jahre 1073. In einer Klosterschrift ist die Rede von den Kämpfen zwischen Wiprecht von Groitzsch und „Fridericus de Cutze“ (Kitzen)
Um 1150 entstand die Kirche in Hohenlohe. Zum Kirchensprengel Hohenlohe gehörten, neben Kitzen, fast alle heutigen Ortsteile der Gemeinde und eine Reihe heute nicht mehr existierende Dörfer. Dies war das größte Sprengel des Stiftes Merseburg und es entstand eine weitesgehend selbständige kirchliche und weltliche Eigenverwaltung. 1235 verlor das Sprengel seine Selbstständigkeit.
Die Reformation
In der Region kam es in dieser Zeit zu keinen größeren Unruhen. 1543 erlaubte Bischof Sigismund, dass das Evangelium im Stift gepredigt werden durfte.
1545 wurde der Eisdorfer Pfarrer seines Amtes enthoben und Eisdorf wurde der Kirche Hohenlohe zugeschlagen. 1560 wurde die Pfarrei Eisdorf wieder selbstständig.
Eine, 1562 im Auftrag vom Kurfürsten August von Sachsen, durchgeführte Kirchenvisitation ergab, dass sich das evangelische Kirchenturm durchgesetzt hatte.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden viele Zeitzeugnisse zerstört. Sicher ist nur, dass die Gegend mehrmals geplündert wurde. Dabei wurden fast alle Gebäude zerstört. Viele Einwohner starben durch Soldaten und die grassierende Pest.
Nach dem Ende des Krieges 1648 kam der Wiederaufbau nur langsam in Schwung. Erst mitte der sechziger Jahre waren die Dörfer wieder halbwegs aufgebaut.
1646 wurde im heutigen Ortsteil Seegel der Austritt einer Solequelle berichtet. Diese erlangte bald, über die Region hinaus, Ruhm als Heil- und Gesundbrunnen. Auf Heilung hoffende Patienten kamen nicht nur aus den nahen Städten, wie Leipzig oder Halle, sondern auch aus München und Schlesien. Leider versiegte die Quelle bald wieder.
Im Jahre 1677 zeigte sie sich erneut und wurde förmlich belagert. Rund um den Brunnen entstanden Ess- und Trinkbuden und es fanden täglich Betstunden mit dem Hohenloher Pfarrer statt. Ende 1677 versiegte die Quelle erneut.
Das 18. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert verlief in der Region ohne besondere Ereignisse. Lediglich einige statistische Erhebungen sind aus dieser Zeit überliefert.
1711 besaßen 19 verschieden Grundherren insgesamt ca. 2000 Morgen (500 Hektar) Land.
Außerdem ist überliefert, dass das Dorf Hohenlohe wieder vollständig aufgebaut war. Ein Indiz dafür, dass zu diesem Zeitpunkt die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges beseitigt waren.
1755 war die 1714 abgebrannte Kitzener Kirche wieder aufgebaut. Diese wurde allerdings 1785 wieder baufällig und musste erneut renoviert werden. 1786 stiftete die Gemeinde einen Holzaltar, der heute noch erhalten ist.
Die Napoleonischen Kriege
Ab 1806 war die Region stark von den Kriegen betroffen. Viele Gemeinden wurden durch Einquartierungen napoleonischer Truppen finanziell belastet.
Unmittelbar ins Kriegsgeschehen wurde Kitzen aber erst im Frühjahr 1813 einbezogen. Sachsen war zu diesem Zeitpunkt Verbündeter Napoleons. Am 2.Mai 1813 war Kitzen mitten im Zentrum der Schlacht bei Großgörschen. Östlich standen die Franzosen, westlich die preußisch-russische Armee. In der Schlacht wurden 22.000 Soldaten verwundet bzw. getötet, bevor sich die napoleonischen Truppen durchsetzten konnten. Auf ihrem Rückzug plünderten Russen und Preußen. Am 5. Mai waren alle Truppen abgezogen und zurück blieb ein Trümmerfeld.
Mitte Juni 1813 rückte Kitzen erneut in den Mittelpunkt des Geschehens. Das unter Lützow und Körner operierende „Lützowsche Freikorp“ musste sich laut Waffenstillstand bis zum 12.6. auf Preußisches Gebiet (rechts der Elbe) zurückziehen. Das erfuhren die Truppen allerdings erst am 14.6. und machten sich auf den Weg von Plauen über Gera nach Zeitz.
Napoleon befahl dem in Leipzig stationierten Herzog von Padua, unter Ausnutzung der unfreiwilligen Verspätung, das Korp zu vernichten. Ca. 5000 Soldaten verfolgten die 500 Mann Lützows.
Lützow und Körner hielten sich an den Waffenstillstand und versuchten bei Kitzen auf diplomatischem Wege die Verfolger vom Kampf abzubringen. Auf dem Rückweg vom Gespräch wurden sie jedoch überfallen. Körner konnte schwer verletzt fliehen. Lützow geriet in Gefangenschaft, konnte aber in der Nacht fliehen. In den darauf folgenden Gefechten wurden 105 Freischärler getötet, 90 gefangen genommen und 300 flohen. Lützow und die Reste des Freikorps konnten sich in losen Verbänden über die Elbe in Sicherheit bringen.
Körner wurde gefunden und in Kitzen gepflegt. Er kehrte zu den Lützowern zurück und starb am 26. August 1813 in einem Gefecht. In der Region zeugen verschieden Denkmale von diesen Tagen.
Auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurden die Dörfer um Kitzen an Preußen abgetreten. Nur wenige Kilometer östlich von Kitzen verlief die Grenze zwischen Preußen und Sachsen.
Das 19. Jahrhundert
Nach dem Ende der napoleonischen Zeit, bleib die Region abseits der großen historischen Ereignisse. Durch die Lage an der Grenze, erfolgte kein Eisenbahnbau und auch die Industrialisierung machte einen Bogen um Kitzen.
In die Mitte des 19. Jahrhunderts fiel die sogenannte Separation. Durch sie, wurden die Bauern von ihrer seit Jahrhunderten existierenden Abhängigkeit befreit. Desweiteren wurden die Feldmarken der Gemeinden verändert. Durch Aufteilung und Tausch wurden die Grenzen begradigt und neu festgelegt.
In mehreren Dörfern wurden neue Ortsausgänge geschaffen und neue Wege errichtet. In den Seperationsakten wurde festgelegt, dass die Anlieger die Wege instandhalten müssen.
Außerdem wurden die an die Kirche zu entrichtenden Abgaben neu geregelt. Die Schule, bisher durch Abgaben der Einwohner finanziert, erhielten jetzt ihre Mittel anteilig aus den Gemeindesäckeln.
Das 20. Jahrhundert bis 1945
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gemeindestraßen Stück für Stück gepflastert. Ab 1911 wurde die Gemeinde schrittweise an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. In den Akten ist erstmals 1914 von einem in Kitzen geführten Telefongespräch die Rede. Allerdings wird vermutet, dass das erste Telefon bereits früher an Netz ging.
In den ersten Weltkrieg zogen Mitglieder aus 26 Kitzener Familien. Diese erhielten Weihnachten 1914 und 1915 „Liebesgaben“ der Gemeinde, in Form von Bonbons, Schokolade und Zigarren. In den letzten beiden Kriegjahren machte sich unter der Bevölkerung allerdings Armut breit. Nach dem 1. Weltkrieg bildete sich ein Bauernrat, der die Rückkehr zum zivilen Leben regeln sollte.
Mitte der zwanziger Jahre griff auch in Kitzen die Inflation um sich. Eindrucksvoll lesen sich hierzu die Gemeindehaushalte.
1919/20: Einnahmen 26 518,76 Mark
Ausgaben 29 462,71 Mark
1923: Einnahmen 943 420 Milliarden Mark
Ausgaben 923 610 Milliarden Mark
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise (ab 1930) und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit gab es erste Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Arbeitslose erhielten verbilligte Briketts und mussten dafür für die Gemeinde arbeiten.
Im 2. Weltkrieg wurden viele Männer zum Wehrdienst einberufen. Deren Familien erhielten „Familienunterhalt“. Der auftretende Arbeitskräftemangel wurden durch Zwangsverpflichtungen teilweise kompensiert.
Erst im letzten Kriegsmonat gab es in Kitzen militärische Auseinandersetzungen. Am 18. 04. 1945 marschierten amerikanische Soldaten in Kitzen ein. Anfang Juli zogen die Amerikaner ab und Kitzen wurde Bestandteil der Sowjetischen Besatzungszone.
Die Nachkriegszeit
Ab September 1945 wurde die Bodenreform durchgesetzt. Großgrundbesitzer wurden enteignet. In Kitzen traf das nur auf das Rittergut zu. Am 23.11. wurde das Land an 59 Kitzener offiziell aufgeteilt. In den umliegenden Gemeinde wurde entsprechend verfahren.
In die Region kamen zahlreiche Kriegsflüchtlinge, die im Jahre 1946 ca. ein Drittel der Bevölkerung stellten. Diese wurden im Rittergut oder zwangsweise bei Kitzener Familien untergebracht.
1949 fand eine Gemeindereform statt, in deren Verlauf „Kleinstgemeinden“ zu größeren zusammengeschlossen wurden.
Langsam normalisierte sich auch wieder das Kulturleben: Es gab Ende der vierziger Jahre den Volkschor Kitzen, eine Laienspielgruppe, eine Mandolinengruppe, einen Kleintierzüchterverein und verschiedene Tanzmusikkapellen.
Kitzen in der DDR
Die Landwirtschaft
1949 entstand die Machinen-Ausleih-Station (MAS). Hier konnten sich die Bauern Maschinen zu Bewirtschaftung der Felder ausleihen. Zum Maschinenpark gehörten Traktoren, Pflüge, LKW und später auch Mähdrescher. Die MAS wurde 1952 inMaschinen-Traktoren-Station umbenannt und unterstützte die neu entstandene LPG. 1962 wurden die Fahrzeuge an die LPG übergeben.
Von 1952 bis 1960 wurden die kleinbäuerlichen Betriebe in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) eingegliedert. Wer nicht freiwillig Genossenschaftler wurde, wurde unter massivem Druck gesetzt. 1960 waren alle Einzelbauern in den 14 Genossenschaften im Gemeindegebiet organisiert.
Bis 1978 schlossen sich die Genossenschaften schrittweise zur LPG Pflanzenproduktion „Fortschritt“ und den beiden LPG Tierproduktion „20. Jahrestag der DDR“ und „Theodor Körner“.
Allgemeine Politik
Seit 1950 gabt es eine Ortssatzung für Kitzen und im selben Jahr wurde eine Kommission gebildet, die die Nummerierung der Häuser neu regeln sollte und 1952 wurden Straßen im Gemeindegebiet benannt, die bis dato noch keine Namen hatten.
1975 wurden mehrer Gemeinden der Region zum Gemeindeverband Kitzen zusammengeschlossen. Ziel dieses Verbandes war die engere kulturelle, landwirtschaftliche und bauliche Zusammenarbeit.
Kultur
1952 wurde das alte Herrenhaus in ein Kulturhaus umgewandelt. Es fanden Tanzabende, Kinovorstellungen und Theaterauftritte statt. Außerdem wurde im Haus eine Bibliothek eingerichtet. 1956 wurde eine Zweigstelle der Volksmusikschule und 1957 eine Gaststätte eröffnet.
Bis 1961 wurde der Park am Kulturhaus mit Bänken und Bäumen als Erholungszentrum gestaltet.
Seit 1981 begehen die Einwohner wieder das Kitzenen Pfingstbier und seit 1983 gibt es ein Dorf- und Kinderfest in Werben.
Ende der 80er Jahre verlor das Kulturhaus seine zentrale kulturelle Bedeutung für die Gemeinde.
Die Gegenwart
1992/93 wurde das Kulturhaus renoviert und beherbergt jetzt die Gemeindeverwaltung.
Ebenfalls 1993 schlossen sich drei Gemeinden zur Gemeinde Kitzen zusammen.
Die LPGs wurden zur Agrarprodukte Kitzen e.G.
Notwendigerweise wurden in den letzten Jahren auch die Straßen und alle Ver- bzw. Entsorgungsleitungen erneuert. Das Tagebaurestloch Werben wurde renaturiert und der Floßgraben wurde wiederbelebt.