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  1. #1

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    Hallo,

    dann will ich mich auch hier ausführlich zu Thema Pantoffeltierchen äußern.

    Pantoffeltierchen (Paramecien) gehören zu den Wimperntierchen. Nun aber keine Panik, das hat ganz und gar nichts mit dem Ichthyo-Erreger zu tun, nur weil diese ebenfalls zu den Wimperntierchen zu rechnen sind. Wäre ungefähr so, Neon und Piranha gleichzusetzen, weil beide Salmler sind.
    Die Größe mag ungefähr 30 - 40% einer frisch geschlüpften Artemia-Nauplie betragen. Das heißt, man kann sie mit einer einigermaßen Sehkraft auch mit bloßem Auge erkennen, besonders wenn die Tierchen in dichten Schwärmen in der Kultur stehen.

    !. Das Kulturgefäss
    Bewährt haben sich bei mir kleine Glasaquarien mit 10 Liter Fassungsvermögen. Durchsichtige Glasgefässe sind zu bevorzugen, obwohl es auch in anderen Behältnissen (Plastik) funktionieren dürfte. Jedoch keine Flaschen, weil da die Wasseroberfläche zu klein wäre (Gasaustausch). Einen Bowletopf aus Glas hab ich immer in Reserve, das geht auch prima. Das Kulturgefäss sollte nicht direkt am Fenster stehen, damit das Ganze nicht veralgt.

    2. Der Kulturansatz
    Als Kulturansatz wird eine Bananenschale benötigt. Wird eine frische verwandt, Schale ungefähr zwei Stunden ins Wasser (abgestandenes Leitungswasser, jedoch nur bis zu einer gh von 8°, sonst mit Regen-, Osmose- oder destilliertem Wasser verschneiden), dann wieder raus mit der Schale. Oder die Bananenschale trocken, bis man sie richtig zerbröseln kann, dann kann die Schale im Kulturtopf bleiben. Am Tag nach dem "Impfen" wird mit einigen Tropfen Kondensmilch angefüttert.
    Die beste Möglichkeit ist immer jedoch immer, sich einen Ansatz aus einer bereits laufenden Kultur zu besorgen.

    3. Die Fütterung
    Gefüttert wird die Kultur alle zwei bis drei Tage mit einem Teelöffel Kondensmilch (4% - die Tierchen sind figurbewußt). Sollte man mal vergessen zu füttern, nicht so schlimm, auch nach 6 oder 7 Tagen sind noch genug Pantoffels am Leben, dass man die Kultur wieder hoch kriegt.
    Wichtig ist, die Kultur immer wieder mit abgestandem Leitungswasser aufzufüllen.
    Ein kleiner Trick noch: ein paar Schnecken mit rein, die fressen die abgestorbenen Pantoffels und die Kultur hält viiiiiel länger.

    4. Verfüttern an die Fische
    Bei besonders kleinen Jungfischen ziehe ich mir die Kulturflüssigkeit auf eine Spritze, um "gezielt" füttern zu können. Bei größeren Jungfischen, oder auf adulten Tieren, ja wirklich, auch Fische von 4 - 5 cm Größe gehen da gerne dran, sauge ich Wasser aus dem Becken in ein Töpfchen und dann wird das wie mit 'ner Giesskanne auf die Becken verteilt.

    Und warum nun die ganze "Arbeit". Nun ganz einfach, mit Lebendfutter erspart man sich viele Probleme bei der Jungfischaufzucht: langsamer oder Kümmerwuchs, Anfälligkeit gegen Krankheiten und und ... Man verschafft den Jungfischen einfach einer besseren Start ins Leben. Und nicht zuletzt die Kosten: Pantoffels verschlingen nur einen winzigen Bruchteil dessen, was Artemia so kostet.
    Der Arbeitsaufwand ist ebenfalls noch um einiges geringer.


    Sollten nun noch Fragen dazu sein, werde ich gern versuchen alle Unklarheiten zu beseitigen.

  2. #2

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    ...und noch ein kleiner Tipp, wie man die Pantoffeltierchen reinigen kann. Das ist allerdings nur bei Nachzuchten erforderlich, die sehr hohe Ansprüche an die Wasserqualität haben.

    ...man nehme eine Flasche, mit einem möglichst langen und geraden Flaschenhals. Weissglas ist zu bevorzugen, damit man auch sieht, was in der Flasche vor sich geht.
    Dann wird die Flasche bis zum Ansatz des Flaschenhalses mit Pantoffel-Kulturflüssigkeit gefüllt. Nun wird ein Pfropfen aus Filterwatte in den Flaschenhals gestopft, und zwar so, dass darüber noch einige Zentimeter Platz bleibt. Jetzt mit sauberem Wasser ausfüllen.
    Die Flasche wird für 6 bis 12 Stunden stehengelassen. In dieser Zeit werden sich die Pantoffels nach oben in das saubere Wasser durchgekämpft haben. Nun braucht man die Pantoffels nur noch mit einer Spritze abziehen und ab geht's zum Füttern.

  3. #3

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    Servus ,

    nun, das hört sich ja wirklich höchst interessant an ... und auch relativ einfach *lol

    Ein paar Fragen hätte ich dann aber doch noch

    Kann das Glasgefäß auch größer sein? Also 20 oder 25 Liter?
    Benötigen die Pantoffels extra Licht?
    Benötigen die Pantoffels Wärme oder reicht Raumtemperatur?
    Was für Schnecken empfiehlst Du? QuellBlasenschnecken?
    Ich brauche also nur immer Wasser nachuzfüllen und muss nicht irgendwie "wechseln" ?
    Kann das Wasser zu weich sein?

    ... hmmm ... wenn Du mir die benatwortet hast, kommen bestimmt noch ein paar hinterher

    cya
    micha

  4. #4

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    na gut, dann fangen wir erstmal mit denen an.

    Kann das Glasgefäß auch größer sein? Also 20 oder 25 Liter?
    ...nach oben sind da eigentlich keine Grenzen.

    Benötigen die Pantoffels extra Licht?
    ...kein extra Licht, eine verhältnismäßig dunkle Ecke im Raum ist völlig ausreichend, nur halt nicht stockdunkel.

    Benötigen die Pantoffels Wärme oder reicht Raumtemperatur?
    ...Raumtemperatur ist in Ordnung. Eine Heizung würde die Kultur zu schnell arbeiten lassen und das würde aud die Standzeit gehen.

    Was für Schnecken empfiehlst Du? QuellBlasenschnecken?
    ...ich nehme Posthörner. Man könnte sicher auch Turmdeckel nehmen, nur wollen die sich ja gern einbuddeln und das muss ich den Tierchen nicht antun, auch wenn "nur" Schnecken sind.

    Ich brauche also nur immer Wasser nachuzfüllen und muss nicht irgendwie "wechseln" ?
    ...das wechseln erübrigt sich schon dadurch, dass man eigentlich täglich Tierchen entnimmt und das Wasser dann meist gleich wieder auffüllt. Die Pantoffels sind auch durchaus für erwachsene Salmler mal ein Leckerbissen, so dass man wirklich sehr häufig Tierchen absaugt.

    Kann das Wasser zu weich sein?
    ...ist mir nicht bekannt und ich kann es mir auch nicht vorstellen, da ich einige Züchter kenne, die ausschließlich Regenwasser verwenden.

  5. #5

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    Hallo Helmut,

    will nur mal nachfragen, ob ich das richtig verstanden habe: Man nimmt einfach eine Bananenschale, lässt diese 2-3 Stunden im Wasser (handwarm, heiß oder kalt?), nimmt sie dann wieder raus und am nächsten Tag kann schon mit Kondesmilch gefüttert werden. Hab ich das so richtig aufgefasst?
    Wenn das so einfach ist, werd ich das auch mal probieren.
    Noch ne Frage(genauer gesagt zwei :-) ): Gehen da Guppys auch ran? 2. Welche Nährwerte haben die(Fettgehalt, Vitamine, etc.)?

    Mfg Sebastian

  6. #6

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    Hallo Sebastian,

    viel länger als zwei Stunden nicht im Wasser lassen, eher weniger. Das Wasser sollte abgestanden sein, also Raumtemperatur.
    Da geht eigentlich jeder Jungfisch ran. Selbst Tanganjikas hab ich damit schon gefüttert. Nun nicht grad Tropheus, aber Julidochromis marlieri hab ich damit schon über die ersten 14 Tage gebracht, als ich keine Artemia-Nauplien zur Verfügung hatte.
    Vitamine nehmen die Jungfische auf jeden Fall mit den Pantoffels auf, den Fettgehalt würde ich eher als gering einschätzen. Nur irgendwelche wissenschaftlichen Abhandlungen liegen mir dazu auch nicht vor, um dir da genaue Werte zu übermitteln.

  7. #7

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    Hallo Helmut,

    danke für die Antwort. Hab aber noch ne Frage: Beim "Impfen": soll ich da eine ganze Bananenschale verwenden, oder nur ein Stück?

    Mfg Sebastian

  8. #8

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    So,

    habe jetzt mal 10 Liter Osmosewasser mit einer Bananenschale angesetzt und werd die da jetzt mal drin schwimmen lassen für 2 Stunden ...

    Dann nehme ich sie raus und tröpfel morgen etwas Kondesmilch dazu .... und dann alle 2-3 Tage einen Teelöffel ? Hab ich das soweit richtig verstanden? .... mal sehen was das gibt

    cya
    micha

  9. #9

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    @ Sebastian
    Ca. eine halbe Schale reicht.


    @ Micha
    Grundsätzlich richtig verstanden. Erfordert aber auch ein bisschen Fingerspitzengefühl. Man muss schon schauen. ob sich nun sehr viele Tierchen entwickelt haben, oder nur sehr wenige. Als Faustregel gilt immer: Lieber zu wenig, als zu viel Kondensmilch.

  10. #10

    Talker
     
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    ...will nochmal so ein, zwei Dinge loswerden, die mir im Zusammenhang mit den Pantoffels einfallen.

    Die meisten Aquarianer reagieren erstmal sehr skeptisch im Hinblick auf die Pantoffels. Die meisten sagen: Kenn ich nicht, brauch ich nicht. Nur kann ich aus Erfahrung sagen, dass ich bisher kaum einen Aquarianer gefunden habe, der die Vorzüge der Pantoffels kennengelernt hat, sie jemals wieder missen möchte. Und zu dem "brauch ich nicht": Fast jeder, der Jungfische hat, vielleicht mal abgesehen von großen Mittelamerikanern, kann die ganz hervorragend gebrauchen.

    Nun aber doch ein Wermutstropfen: Der Ansatz der Kultur mit der Bananenschale geht ganz häufig daneben. Ich kann mir das nur durch chemische Vorbehandlungen der Banane erklären. Nun will ich hier aber keinen Tipp geben, der nicht durchführbar ist. Daher möchte ich folgenden Vorschlag machen, sollte es auch hier Probleme mit der Selbstkultur geben.
    Ich habe schon sehr viele dieser Kulturen verschickt. Da ich damit kein Geld verdienen, sondern anderen Aquarianern helfen möchte, verschicke ich die Pantoffels natürlich gratis. Selbst auf Portoerstattung habe ich bisher verzichtet. Nur geht mir das mit der Vielzahl der Versendungen doch ein wenig ans Geld.
    Sollten sich nun einige Interessenten finden, könnte man doch eine Postkette ins Leben rufen. Also ich versende an den ersten, der vermehrt die Tierchen und schickt eine Woche später eine Kultur an den nächsten weiter. Damit könnte man für jeden den Aufwand in erträglichem Rahmen halten. Ist nur so ein Vorschlag von mir, ihr ja könnt ja drüber nachdenken.