Sigi,
> 1. Ein herkömmlicher Filter dient weder der Nitifikation noch der
> Denitrifikation sondern dem Enfernen von Schwebteilen. O.k.
> Wortklauberei :-) . Der Ordnung halber nenne ich´s jetzt mal trotzdem
> (biochemischer) Reaktor.
Ne, ist so wohl kaum. Das klassische Standard-AQ mit Überbesatz, Überfütterung und meist auch im Verhältnis zu geringem Pflanzenwuchs ist so ein Fall, wo der Filter zwangsweise, ob er will oder nicht, nitrifizierende Funktionen übernimmt.
> 2. Ein herkömmlicher Reaktor kann sowohl aerobe als auch anaerobe
> Prozesse unterstützen - unter Umständen sogar gleichzeitig.
Das ist korrwekt. Gerd wies auf Siporax bei einem seiner Versuche hin.
> Aus welcher Argumentation reduktive Reaktoren "skuril" sind, verstehe
> ich nicht. Weil dies in der Regel einen gesteuerten Prozess erfordert
> und dies Deiner Philosophie widerspricht?
Weil es, wie Du es nennen willst, nicht meiner Philiosphie entspricht. Alle meine Bestrebungen gehen dahin, AQ mit halbwergs geschlossenen Stoff- und Energiekreisläufen zu produzieren. Alles andere ist für mich keine systemorientierte Aquaristik. Das geht auch bei eher pflanzenarmen Becken tatsächlich, wobei wir da gerade erst am Anfang stehen.
Technische Systeme sind, was die Pufferungsfähigkeit und was die Ausfallsicherheit angeht, immer als zweitrangig zu getrachten.
> 3. Kein Reaktor läuft ausschliesslich oxidativ. Es werden sich
> qualitativ immer anaerobe Stellen mit (sehr) geringer
> Durchstömung einstellen, die reduktive Prozesse ermöglich.
Korrekt.
> In wieweit diese Prozesse quantitativ von Belang sind, steht auf
> einem anderen Blatt.
Das ist Haarpalterei. Es geht um Energie- und Stroffbilanzen, um das System AQ zu verstehen und zu optimieren. einzelfaktoren wie das Beispiel können das Verständnis fördern, sind aber in der Bilanz eher zu vernachlässigen.
> 4. Kein Filter/Reaktor sollte für einen "halbwegs geschlossenen
> Nährstoffkreislauf " verantwortlich sein. Letztendlich müsste dieser
> Kreislauf das Zusetzten/Entnehmen von Pflanzen/Fischen, Füttern,
> Energiezufuhr (Licht,Heizung,Stömung), usw. ersetzten.
Doch, genauso sollte man versuchen Aquaristik zu betreiben. Probleme lassen sich mit diesem Denkansatz weitgehend vermeiden.
Jetzt mal ersthaft:
> Zur Zeit kann ich bei grundsätzlichen Diskussionen zu
> Filter/Filterlos/Bodengrund/Diffusion meist
> recht "untechnische/unwissenschaftliche" Argumente lesen. Wieso
> weichen die "Profis" (Gerd,Olaf,Karl-Heinz,Joachim, Du ) meist auf
> nicht greifbare Argumente wie "unrepräsentative" Bespielaquarien oder
> Vergleichbares aus?
Weil wir noch nichts besseres haben. Andere Frage: Wieso bleiben Firmen wie Eheim, Hagen, Dennerle und k.o. bis heute den tatsächlichen Nachweis über die biologsche Wirksamkeit ihrer Filtersysteme schuldig ? Aber sie schieben regelmäßig neue Produkte mit noch mehr Obverfläche auf den MArkt und suggerieren dort eine Filterbiologieleistung, die bis heute nicht sauber belegt ist. Unsere ersten Versuche seit diesem Sommer belegen wenigstens ansatzweise das Gegenteil.
> Wär´s nicht viel vernüftiger, die einzelnen im Aquarium beteiligten
> Prozesse technisch/wissenschaftlich zu ergründen ... um gewappnet mit
> diesen Erkenntnissen den Gesamtreaktor Aquarium besser zu
> verstehen.
Du hast gut reden. Wer bezahlt uns das, wer stellt das / die Labore zur Verfügung. Wer bezahlt über JAhre hinweg das Personal für die Forschung. Nebenbei, so ganz nebenbei habe ich auch noch einen Jib und eine Familie. Aber im Ernst, wir tasten uns da langsam ran, ganz langsam, wir sind in der Vorbereitung für breitere, besser quanitifizierte Versuche, allerdings erst im kleinen Maßstab. Scheitert schon an so simplen Sachen wie ein vernünftiges Photometer, mal eben 900 Euro habe ich auch nicht so rum liegen. Kommt Zeit, kommt Technik, kommt Untersuchung, kommt Erkenntnis.
Das was wir jetzt machen mit einer Reihe von Becken (und es sind nicht nur meine 4 Testbecken bisher - 3 zuhause, 1 im Verein), sind Vorbereitungen für tiefergehende Untersuchungen. Wahrscheibnlich werde ich aber dennoch erst Rentner werden müssen, also noch gute 20 Jahre.
> Dann würden IMHO Diskussion um Filtertypen oder Filterlosigkeit auf
> fruchtbareren Boden stossen.
Weisst Du Jens, das ist mir ziemlich egal. Die Vorversuche, die ich mache, zeigen, das es der richtige Weg ist, vielleicht oder sicher nicht der einzige. Ich habe mittlerweile Anfragen von Vereinsmitglieder, die sich häufen, nachdem sie meine filterlosen Becken gesehen haben und es zieht da schon Kreise. Die Idee ist älter, stammt nicht von mir, sondern wurde von Joachim Mundt auf seiner Webseite der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir haben das Projekt nur wiederbelebt.
Solange mir Eheim und ko die Beweise ihrer Funktionsleistungen schuldig bleiben, solange stehe ich nicht unter Beweiszwang. Sie vertreten eine These, ich vertrete eine These. Wir bereiten allerdings REM Aufnahme von Mulm und Filterschlamm vor.
> PS: Mit dem Versuch dieser differenzierten betrachtungsweise habe ich
> mir bei Joachim jedesmal die Zähne ausgebissen :-) .
Ich weiß, Joachim kann in der Diskussion schon mal ein Querkopf sein und sich was verrennen. Aber, die Idee, das AQ systemorientiert zu betrachten und nichts anderes propagiert Joachim, ist richtig. Auch im Sinne der Fische. Ich kann bei mir Verhältnisse von Nitrat 0, stabiler pH im sauren Bereich bei Karbonathärte 0 meinen Weichwasserfischen bieten.