Hallo,
jetzt rühr ich mich auch mal wieder.
Der Thread zum kleinen Becken ist leider von meiner Seite aus ziemlich eingeschlafen. Jetzt solls besser werden!
Oft wurde ich gefragt, wieso ich denn eigentlich mein 240l Süßwasseraquarium leer räume. Hier ist der Grund: Ich hätte gern ein größeres Riff!
Deswegen gab es bei mir in den letzten Wochen einen Aquarienschlussverkauf und freudigerweise ist auch fast alles weggegangen. Lediglich meine Skalare habe ich zu einem Händler gebracht, der mir dafür ein paar Meerwasserartikel billiger bzw. zum 0-Preis mitgeben wird.
Was ist also in den letzten Wochen passiert:
Vor 2 Wochen habe ich die gesamte Technik fürs Aquarium erhalten. Hier einmal ein kleiner Überblick über die Technik:
1x Aquarium: 120x40x50cm = 240l
1x Beleuchtung 4x54W T5: Habe mich erst mal gegen LED entschieden, da ich für den Mehrpreis ziemlich lange Stromrechnungen und Leuchtmittel kaufen kann. Dafür muss ich jetzt erstmal auf die schönen Lichtkringel auf dem Boden und der restlichen Deko verzichten. Habe mich auch gegen HQI-Beleuchtung entschieden, da ich mir nicht einen Brenner, der mehrere hundert grad heiß wird, übers Becken hängen möchte.
1x Tune 6045 Strömungspumpe: Zusammen mit der bereits vorhandenen Tunze 6015 werde ich dann auf eine ca. 23-fache Umwälzung des Gesamtvolumens kommen, das sollte reichen.
1x AquaMedic Turboflotor Blue 1000: Dabei handelt es sich um einen Abschäumer, der über eine Nadelradpumpe betrieben wird und als Hang-On genutzt werden kann. Eine Nadelradpumpe hat einen, mit Draht umwickelten Läufer. Außerdem wird neben Wasser auch noch Luft eingezogen, welche über das Nadelrad zu kleinsten Luftblasen zerteilt wird und anschließend im Abschäumer ihren Job machen. Hauptsächlich habe ich mich für den Abschäumer entschieden, da er als Hang-On betrieben werden kann und somit weniger Technik im Becken selbst ist. Nebenbei ist er dann auch noch sehr leise und überhaupt ein sehr guter Abschäumer.
1x Jäger Heizstab 200W: Eingestellt auf 25°C
1x Eheim Skim 350 Oberflächenabzug: Dieser dient, wie im Süßwasserbereich halt auch, zur Beseitigung der Kahmhaut. Lediglich der Filterschwamm wurde entfernt. Ansonsten super OA, der jetzt schon seit Beginn des 112l MW-AQ bei mir in Betrieb ist.
1x AquaLight Wassernachfüllanlage: Wie ich schon einmal erklärt habe, ist die Verdunstungsrate in einem MW-AQ sehr hoch. Da jedoch nur das Wasser verdunstet und nicht das Salz, muss mit dest. bzw. Osmosewasser wieder aufgefüllt werden. Dafür habe ich mir den "Luxus" gegönnt, und die billigste Nachfüllanlage gekauft, die auf dem Markt ist. Sie hat einen Schwimmer, der ab einer bestimmten Höhe die Pumpe auslöst bzw. stopt. Damit mir mein Becken bei einem Hänger des Schwimmers nicht überläuft bzw. der Salzgehalt durch zu viel Osmosewasser absinkt, steckt die Nachfüllanlage an einer Zeitschaltuhr und wird lediglich 2x am Tag für je eine Minute angeschalten.
Das wars dann auch schon an Technik.
Für den Riffaufbau habe ich totes Riffgestein besorgt, da es einfach wesentlich billiger ist, als Lebendgestein. Da ein System am Anfang ohne Lebendgestein allerdings nicht oder nur sehr schleppend anläuft, habe ich schonmal die Hälfte des Lebendgesteins aus dem alten 112er AQ im neuen verbaut. Der Rest wird dann beim finalen Umzug folgen.
Was ist eigentlich totes bzw. lebendes Riffgestein?
Ich habe es zwar schonmal im 112l Thread erklärt, werde es aber einfach nochmal tun:
Lebendgestein (LS) sind Steine, die erst vor kurzem einen Riff entnommen wurden und somit voller Bakterien, Algen und Tiere ist. Vorteile sind dabei, dass man sich eine unglaublich hohe Anzahl an Mikroorganismen ins Becken holt, die anschließend die Filterung des Aquariums übernehmen, denn einen Filter im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Außerdem sind im LS oft Krabben, Röhrenwürmer und Korallen zu finden, leider jedoch auch Schädlinge, wie z.B. Borstenwürmer, Glasrosen oder Fangschreckenkrebse.
Warum diese Tierchen schlecht sind?
Borstenwürmer sind teilweise sogar gut fürs Aquarium, da sie Detritus oder möglicherweise gestorbene Tiere fressen. Allerdings können sie sich auch sehr stark vermehren. Außerdem gibt es Arten, die eine Körperlänge von zwei Metern oder sogar noch mehr erreichen können. Diese vergehen sich dann auch an Blumentieren (Korallen) oder am Fischbesatz.
Glasrosen sind Blumentiere, die zu den Anemonen gehören. Der Nachteil an Glasrosen ist deren rasante Ausbreitung und ihr starkes Nesselgift. Viele Korallen werden beim Kontakt mit Glasrosen zerstört, weshalb diese immer unbedingt entfernt werden sollten, was sich allerdings als schwerer herausstellt als es eigentlich klingt.
Der absolute Horror für jeden MW-Aquarianer ist der Fangschreckenkrebs. Bestimmt haben so einige schon davon gehört. Er ist je nach Art zwischen 5-12cm lang, kann jedoch auch als 40cm langer Horror vorkommen. Im Aquarium werden manchmal kleine Arten mit eingeschleppt. Hat man einen Fangschreckenkrebs gesichtet, dann gilt nur eins, nämlich so schnell wie möglich raus mit dem! Der Fangschreckenkrebs ist mit seinem Hammer (der übrigens in 41ms auf 84km/h beschleunigt und für den Bruchteil einer Sekunde eine unglaubliche Kraft abgibt) nicht nur gefährlich für den Besatz, sondern auch für den Aquarianer. Schon oft wurden Aquarianer von ihrem ungewollten Krebs angegriffen, wodurch kleine Schrammen und Wunden das geringste ist. Teilweise entzünden sich diese Wunden, manchmal kann man seinen Finger Tage oder Wochenlang nciht mehr benutzen. Er ist also alles andere als harmlos.
Trotz all diesen Nachteilen, sollte auf LS eigentlich nicht verzichtet werden.
Ich habe mich nun für 50:50 LS: totem Riffgestein (TS) entschieden. TS ist schon lange aus dem Meer raus, wurde getrocknet, evtl. sogar schon behandelt. Der Vorteil an TS ist ganz klar der Kostenfaktor. TS kostet nicht mal 1/3 pro kg verglichen mit LS. Einer der Nachteile liegt allerdings schon auf der Hand, mit TS kommt kein neues Leben ins Aquarium, da dieses schon lange abgestorben ist. Damit kommen wir schon zum nächsten Nachteil, nämlich die abgestorbenen Organismen. Jeder Organismus besteht bekanntlich aus Unterschiedlichsten Atomen und Molekülen. Stirbt ein Organismus nun ab, dann zersetzt er sich. Geschieht das in diesem Fall über Wasser, so werden Kohlenstoffe, Stickstoffe und Phosphate im Gestein eingelagert, wodurch Depots entstehen können. Stellt man sich nun das TS einfach ins Aquarium, würden diese wieder ausgelöst werden und sich im Becken durch Nitrate und Phosphate bemerkbar machen. Da ein hoher Phosphatgehalt sehr schädlich für jeglichen Besatz ist, sollte dies am besten vermieden werden. Die angesprochenen Depots müssen sich übrigens nicht sofort bemerkbar machen, das Auslösen kann auch erst Wochen, Monate oder sogar Jahre nach dem Einbringen auftreten.
Um dieses zu vermeiden, habe ich das TS einige Tage in verdünnter Wasserstoffperoxid-Lösung gelagert, anschließend in Osmosewasser. Das Wasserstoffperoxid spült aufgrund seiner hohen Reaktivität (Wasserstoffperoxid zerfällt im Wasser zu Wasser und Sauerstoff) diese Depots und verbleibende Organismen heraus. Das könnte auch mit Natronlauge gemacht werden, ist jedoch nochmal ein Stückchen gefährlicher und danach aufwändiger, da die Lösung erst neutralisiert werden muss, bevor es weggeschüttet werden kann. Wasserstoffperoxid dagegen reagiert vollkommen ab zu Wasser und Sauerstoff, es bleiben also keine gefährlichen Stoffe zurück. Anschließend wurde das TS in Osmosewasser gehältert. Osmosewasser ist, im Gegensatz zu dest. Wasser noch reich an bioaktiven Mineralstoffen, jedoch fast gänzlich gereinigt an anderen Mineralstoffen. Daher kann Osmosewasser sehr viele unterschiedliche Verbindungen und Schadstoffe aufnehmen. Das Wasser zieht somit also nochmal einiges an gelagerten Depots heraus.
(Exkurs: Selbiges Prinzip funktioniert auch im Körper. Osmosewasser hat keinen Geschmack, trinkt man Osmosewasser, so schmeckt man "sich selsbt". Hört sich doof an, ist aber tatsächlich so. Manche sagen, es schmecke metallisch, andere sagen es wäre sauer. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich allerdings daran. Nun zum Angesprochenen Prinzip. Da Osmosewasser bioaktive Mineralstoffe enthält, also Mineralstoffe, die im Körper vorkommen und gebraucht werden, nimmt es diese nicht auf. Allerdings fehlen sämtliche andere Verbindungen und Mineralstoffe, weshalb diese vom Osmosewasser aufgenommen werden. Es dient also als natürliches Entschlackungs- und Entgiftungsmittel und ist daher wohl das beste Wasser, was man trinken darf. Aber jetzt bitte nicht zum dest. Wasser rennen, um seinen Körper zu Entgiften! Dest. Wasser enthält keine bioaktiven Mineralstoffe mehr, wodurch es diese aus dem Körper aufnimmt und somit schadet! )
Nachdem ich das Wasser auf Phosphat getestet habe und fast nicht nachweisbar war, konnte ich bedenkenlos meinen Riffaufbau gestalten.
Um die Einfahrzeit ein bisschen zu beschleunigen und den Umzug des 112er ins 240er AQ möglichst schnell abzuhandeln, nutze ich Starterbakterien, welche eine gute Fauna aufbauen und mir somit den Nitritpeak möglichst niedrig ausfallen lassen. Trotzdem werde ich mit dem Umzug noch ein wenig warten.
Die ersten Fotos vom halbfertigen Becken gibts jetzt auch noch. Das erste Foto zeigt das Becken wenige Tage nach dem Aufsalzen, Inhalt sind ledeglich LS.
Danach kommt der schonmal halbfertige Riffaufbau. Die Riffplatten kommen noch raus oder werden verbaut. Die stehen nur im Becken um mit einzufahren. Geplant ist noch, die mittlere Steinaufbaute mit LS zu vergrößern und eine Brücke auf die rechte Riffsäule aufzubauen. Der verwendete Sand ist übrigens wieder Fijisand.
Ansonsten, vielen Dank fürs Lesen und hoffentlich habe ich euer Interesse ein bisschen geweckt.
Das nächste Update gibt es dann, wenn der Umzug rum ist.
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