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  1. #1

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    Säuresturz - Nur Panikmache?

    Hallo,

    Hab mir neue Fische zugelegt, die zur erfolgreichen Zucht einen niedrigen pH brauchen.

    Zur Zeit habe ich
    LW 63
    GH 2
    KH 0-0,5 (Farbe schlägt gleich beim ersten Tropfen um)
    pH 6-6,5 (eher 6)
    NO3 ca.12,5

    Jetzt muss der pH so 5 - 5,5 sein, also will ich den demnächst senken.

    Jetzt sagte man mir, dass der Nitratwert grenzwertig sei.
    Durch die Ausscheidungen der Fische könnte bei so niedrigem pH ein Säuresturz drohen.

    Auf der anderen Seite sagt man mir, dass ein Säuresturz im laufenden, eingerichteten Becken quasi nicht vorkommt.
    Bzw. die drei kleinen Scheißer auf 75 Liter nix an Nitrat einbringen, zumal ich Lebendfutter reiche....


    Ja was denn nu?
    Soll ich es einfach mal tun? Oder hättet ihr an meiner Stelle Bedenken?

    Lieben Gruß,
    Ina

  2. #2

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    Hallo Ina,

    ich habe mein eingefahrenes Aquarium mit einer solchen KH gefahren. Wobei sich meine Erfahrung nur auf eben dieses eingefahrene Aquarium bezieht mit einem "normalen" Pflanzenbesatz.

    Was hat Nitrat mit dem Säuresturz zu tun? Das Nitrat verbraucht bei einer auftretenden Denitrifikation Säure. Also sichert Dich dieser Prozess eher ab. Mein Aquarium konnte damals bis zu 15 mg/L Nitrat am Tag abbauen und ich bezweifle, dass das allein an den Pflanzen lag.

    Das Futter bringt gebundenen Stickstoff ins Aquarium hinein - mit dem Eiweiss, erst einmal unabhängig ob Lebend- oder Trockenfutter. Der Eiweissgehalt und die Mengen machen es. Beim Eiweissabbau hin zu Nitrat (über Ammoniak/Ammonium und Nitrit) - der sogenannten Nitrifikation - entsteht Säure und hier liegt die Angst vor dem Säuresturz begründet.

    Es ist jedoch nicht so, dass das CO2/Hydrogencarbonat-System der einzige pH-Puffer im Aquarium ist. In eingefahrenen Aquarien ist zu vermuten, dass zahlreiche schwache Carbonsäuren, darunter Fulvosäuren im Wasser vorhanden sind (Fulvosäuren z.B. auch aus Torf). Und diese Säuren puffern den pH-Wert des Aquarium ebenfalls ab (=stabilisieren ihn).

    Ich würde es tun.

    Gruss
    Michael

  3. Danke an Miora für diesen Beitrag von:


  4. #3

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    Hallo Michael,

    Dass Nitrat ansäuern soll war mir auch neu. Hatte das erstmal so hingenommen, da es auch mit einer Erfahrungsgeschichte untermauert war. Hm...

    Mein Becken ist ebenfalls eingefahrenen, hat aber nur spärliche Bepflanzung ("normal" ist ja heutzutage eher ein Holland-Becken). Zwergbuntbarsche brauchen ja bekanntlich nicht viele Pflanzen.

    Mein Aquarium konnte damals bis zu 15 mg/L Nitrat am Tag abbauen und ich bezweifle, dass das allein an den Pflanzen lag.
    Das ist ja interessant! Ich messe eher selten das Nitrat. Aber das mit dem Abbau werde ich auch mal testen!

    Das Futter bringt gebundenen Stickstoff ins Aquarium hinein - mit dem Eiweiss, erst einmal unabhängig ob Lebend- oder Trockenfutter. Der Eiweissgehalt und die Mengen machen es.
    Bisher dachte ich, dass LF das Wasser nicht so sehr belastet. OK, Jungfische werden oft und viel gefüttert. Aber dafür gibt's öfter Mal einen großzügigen Wasserwechsel.

    Den letzten Abschnitt habe ich nicht verstanden, macht aber nichts. Ich muss ja nicht alles bis ins Detail verinnerlichen.

    Ich würde es tun.
    Danke dir!

    Lieben Gruß,
    Ina

  5. #4

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    Hallo Ina,

    Den letzten Abschnitt habe ich nicht verstanden, macht aber nichts.
    Vielleicht einmal so: Zu einer Säure (niedriger pH) gibt es immer eine zugehörige Base (hoher pH). Wenn diese Säure-Basen-Paare in ungefähr gleicher Menge vorliegen, ist dieses System in der Lage, sich bei Zugabe von Säure oder Lauge ineinander umzuwandeln, so dass die zugegebene Säure oder Lauge verbraucht wird. Dadurch ändert sich der pH-Wert kaum. So ist es bei CO2 und Hydrogencarbonat, welches als "KH" gemessen wird.

    Chemisch: CO2 + H2O <-> HCO3- + H+ Dies heisst: Wenn ich Kohlendioxid CO2 in Wasser H2O gebe, bekomme ich Hydrogencarbonat HCO3- und Säure H+. So wird Mineralwasser durch Zugabe von Kohlendioxid sauer und erfrischend. D.h. aber auch, dass diese Reaktion genau so gut rückwärts ablaufen kann. Wenn ich im Wasser Hydrogencarbonat habe und Säure dazugebe, reagiert dieses mit der Säure (verbraucht sie) und wird zu CO2 und Wasser. Solange also Hydrogencarbonat (die KH) vorhanden ist, schützt diese vor Säure, indem es sich in CO2 umwandelt. Hier sind Kohlendioxid und Hydrogencarbonat das zusammengehörende Säure-Basen-Paar. Ist nun kein Hydrogencarbonat mehr da (keine KH), wird die zugegebene Säure nicht mehr umgewandelt und senkt jetzt den pH. Genau dann würde das Aquarium anfällig für einen Säuresturz - wenn denn keine anderen Säure-Basen-Paare anwesend wären. Und in einem eingefahrenen Aquarium gibt es eben noch weitere solche Säure-Basen-Paare durch organische Abbauprodukte.

    Vielleicht so?

    Gruss
    Michael

  6. Danke von 2 Usern an Miora für diesen hilfreichen Beitrag:


  7. #5

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    Hallöle,
    beim Säuresturz geht es um das Entstehen von Nitrat unter Verbrauch von KH.
    KH fällt, Nitrat steigt. Und zwar rapide.
    Dabei geht der pH in den Keller. So um die pH 3,3 könnens schon werden.

    Solche Becken sind nachhaltig gestört uned sehr se.ten anzutreffen.
    In aller Regel steigt Nitrat durch Nitrifikation zwar an aber nie so weit das es kritisch werden könnte.
    Auf der anderen Seite werden durch Nitrifikation Nitrat verbraucht und wieder KH nachgeliefert

    Und dann eben noch die Phosphor- und Huminstoff-Puffersysteme.
    All das lässt einen "Säuresturz" in sehr weite Ferne rücken, eher so in die Mythen und Fantastereien.

    Hier laufen seit Jahren KH 0 Becken stabil und unauffällig.

    Nur Mut! Machen!
    Grüßle Steffi

  8. #6

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    Hallo Steffi,

    ich muss einhaken bei
    Auf der anderen Seite werden durch Nitrifikation Nitrat verbraucht und wieder KH nachgeliefert
    Du meinst Denitrifikation. Aber auch wenn hier Säure verbraucht wird, wird dadurch noch keine KH gebildet. Von biologischen Prozessen die zeitgleich Denitrifikation betreiben und Hydrogencarbonat bilden ist mir nichts bekannt.

    Gruss
    Michael

  9. #7

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    Zitat Zitat von Miora Beitrag anzeigen
    Hallo Steffi,

    ich muss einhaken bei Du meinst Denitrifikation. Aber auch wenn hier Säure verbraucht wird, wird dadurch noch keine KH gebildet. Von biologischen Prozessen die zeitgleich Denitrifikation betreiben und Hydrogencarbonat bilden ist mir nichts bekannt.

    Gruss
    Michael
    Hallöle Michael,
    Ja, Denitrifikation.
    Grüßle Steffi

  10. #8

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    Hallo

    Erstmal fettes Danke!
    Werde es tun!

    Falls jetzt noch jemand Lust hat das "Beispiel aus der Praxis" kurz aufzudröseln.... Ist aber nicht so wichtig .

    Zitat: "ich hab mal bei einem Importeur eine Box altum ausgepackt und eingewöhnt . Da war im Beutel ein LW von 16 und Ein pH von 3,5. Der pH ist im Beutel durch die Ausscheidung vom Fisch runtergegangen."

    Lieben Gruß,
    Ina
    Geändert von Ina_ (25.05.2018 um 17:39 Uhr) Grund: Gruß vergessen

  11. #9

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    Zitat Zitat von Miora Beitrag anzeigen
    ich muss einhaken bei Du meinst Denitrifikation. Aber auch wenn hier Säure verbraucht wird, wird dadurch noch keine KH gebildet. Von biologischen Prozessen die zeitgleich Denitrifikation betreiben und Hydrogencarbonat bilden ist mir nichts bekannt.
    Zitat Dr. Gerd Kassebeer:

    "pH-geregelte Denitrifikation

    Es gibt nur eine Erklärung für dieses Phänomen, nämlich eine pH-geregelte Denitrifikation. Wie schon ausgeführt wurde, reduziert die Salpetersäure, die aus dem stickstoffhaltigen Fischfutter entsteht, die Karbonathärte. Die Denitrifikation erhöht sie dagegen, weil das in Stickstoff verwandelte Nitrat freie Kationen hinterläßt, die mit CO2 Hydrogencarbonat bilden. Ca(NO3)2→N2 + O2 + Ca2+

    Ca2+ + CO2 + H2O ↔ Ca(HCO3) 2 + 2 H+ "



    Es muss auch so sein, denn ansonsten würde zwingend jedes "befütterte" Becken permanent Richtung Sturz steuern. Tatsächlich aber strebt jedes Aquarium einem endlichen Zustand entgegen, der bei x mg NO3/ltr, pH y ... liegt. Wo genau lässt sich nicht sagen. Man hat einen quasistationären Zustand.

  12. #10

    Talker
     
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    Moin,

    Hab es getan
    Allerdings ist der pH im Aquarium "nur" runter auf 5,5-6.
    Die Tröpfchentests sind eher Raterei. Und bei so niedrigen Werten auch nur vage zu vertrauen...
    Sind diese pH-Messstreifen aus der Apotheke besser? Weiß jemand wie genau die sind?

    Ich weiß, dass der pH sich potenziert oder wie das heißt. Deswegen ist das bestimmt schon ziemlich viel Umgewöhnung für die Fische.
    Wo wir gerade dabei sind und hier scheinbar viel Wissen "lungert"

    Ist der "osmotische Druck" auf Dauer gefährlich für ursprünglich (hab nur Nachzuchten) extreme Weichwasserfische aus Schwarzwasser?
    Aus Büchern weiß ich, dass Zwergbuntbarsche in der Natur nur eine Saison leben. Also, dass in "Trockenzeiten", wo gefangen wird, nur junge Fische im Netz landen.
    Im Aquarium können sie bis zu 3 Jahre alt werden, wobei sie das erste Jahr beim Züchter/Großhändler/Laden verbringen.

    Gruß,
    Ina