Hallo,
ich habe einen Mamorkrebs (etwa 2cm) und weiß nicht, wie ich mit dem Tier umgehen kann/will/soll.
Ich habe ihn von einer Bekannten erhalten, der ich oft meine überschüssigen Aquarienpflanzen gegeben hatte.
Sie sollte mir einen Wels bringen und bot mir dann auch noch einen "tollen" Krebs an, den ich aber ablehnte,
da ich nicht informiert war.
Natürlich brachte sie ihn trotzdem mit und bestand darauf, ich hätte dem ja zugestimmt.
Der Krebs blieb da.
Ich bin jetzt informiert über den Marmorkrebs, er ist eine ökologische und v.a. globale Bedrohung für die Biodiversität,
dazu folgende Dinge, die ich in Erfahrung gebracht habe:
1. Marmorkrebse sind nicht zweigeschlechtlich, es gibt nur weibliche Tiere, die sich durch Parthenogenese (NICHT wie oft in diesem Forum fälschlicher Weise bez. als Parthogenese),
d.h. Selbstbefruchtung vermehren. Für die Vermehrung bedeutet dies, das nicht wie bei anderen Tierarten nach einer Partnerin gesucht werden muss sondern die Vermehrung sofort nach
Geschlechtsreife erfolgt und dann in kurzen Intervallen.
2. Ein Marmorkrebs kann ganzjärig ca. alle 8 Wochen 100-300 Jungtiere hervorbringen, diese werden auch nicht gefressen, die Jungtiere sind schon nach 5-6 Monaten geschlechtsreif und produzieren
dann selbst Eier.
3. Der Marmorkrebs ist Übertrager der Krebspest, darüber wird unzureichend bis fast gar nicht informiert,
es handelt sich dabei um eine für global fast alle (außer meines Wissens nach einigen nordamerikanischen Arten) Krebse tödliche Krankheit,
wobei der Mamorkrebs nur als Wirt fungiert und selbst nicht betroffen ist.
>Dabei ist es wichtig, zu erwähnen, dass es verboten ist, Mamorkrebse im Teich oder draußen zu halten, in der Natur auszusetzen oder über die Toilette zu entsorgen.
Dies kann mit bis zu 3 Jahren Haft geahndet werden, da die Tiere als ökologische Bedrohung gelten.
4. Der Marmorkrebs ist extrem anpassungsfähig, was seine oder besser ihre Umwelt betrifft. Gefressen wird alles, Schnecken, Pflanzen, kleine Fische.
Auch Angriffe auf Ancistren, die wahrhaft zerstückelt werden, sind bekannt. Temperaturen bis zu 3°C überleben die Tiere.
Das macht sie zur Bedrohung für endemische Arten in heimatlichen Gewässern.
5. Durch Ein-und Verschleppung von Tierarten wie dem Mamorkrebs durch globalen Handel, Ballastwasser großer Containerschiffe etc. kommen nicht endemische Tiere
in Gebiete mit keinen oder wenigen Fressfeinden und/oder optimalen Bedingungen zur Vermehrung und sorgen dort für einen Einschnitt im ökologischen Gleichgewicht,
bzw. wenn sie noch Überträger einer Krankheit sind, für extreme Folgen. Am Beispiel Madagaskar zeigt sich, welche Auswirkungen das haben kann.
Der Mamorkrebs bedroht dort alle 7 endemischen Krebsarten, frisst sogar Reisfelder kahl.
Diese Informationen bringen mich zu dem Schluss, dass es verantwortungslos wäre, den Krebs, den ich habe, der glücklicher Weise noch nicht geschlechtsreif ist, abzugeben.
Ich will anderen Menschen keine Infos vorenthalten und jeder, der um die Problematik weiß, wird ihn nicht nehmen.
Da ich nicht garantieren kann, es rechtzeitig zu sehen, wenn das Tier Eier trägt und ich das Tier in keinem Fall vermehren möchte, sehe ich mich gezwungen, es möglichst schmerzfrei zu töten.
Gibt es eine Alternative?
Ich bitte um konstruktive Kritik und Gedanken zum Diskurs, kann bei Interesse auch noch paar Quellenangaben aufschlüsseln.
Ich denke, das ethische Dilemma bei dem Thema ist viel größer, als Mensch denkt...
VG die Chris